geschichte

Weinbergschnecke "früher" und "heute"

Auf der ganzen Welt findet sich die Schnecke in diversen Originalrezepten wieder. Und das reicht bis weit in die Vergangenheit hinein. Prähistorische Funde aus der Steinzeit dokumentieren, dass neben Vogelknochen und Muschelschalen auch Schneckenhäuser zu den beliebtesten Speisen gehörten. Besonders seit dem Mittelalter sind Schecken auch in unseren Breiten von zunehmender Bedeutung. Dabei hat die Schnecke viele Stadien der unterschiedlichen Wertigkeit durchlebt. Vom Arme-Leute Essen nach dem Krieg bis zur willkommenen Proteinquelle der Mönche und Geistlichen. Diese haben durch eine raffinierte Auslegung von Fleisch (wozu sie die Schnecke nicht zählten) die Weinbergschnecke zur Fastenspeise erkoren. Wien erhob sich zur Schneckenhochburg, mit einem eigenen Schneckenmarkt für die "Wiener Auster" wie die Schnecke auch genannt wird.
Da die Weinbergschnecke jedoch einen langsamen Zyklus hat - sie benötigt drei Jahre zur Geschlechtsreife - hat das jährliche Einsammeln der Schnecke den Bestand empfindlich gefährdet. Daher ist die Weinbergschnecke seit den 1970er Jahren unter Naturschutz und das einsammeln aus der freien Wildbahn verboten. Das mag dazu geführt haben, dass die Beschaffung von frischem Schneckenfleisch zu schwierig wurde und die Weinbergschnecke langsam von den Speisekarten gestrichen wurde.
Seit einigen Jahren haben die Pioniere der Schneckenzucht in Zusammenarbeit mit der gehobenen Gastronomie die "Escargot" (Speiseschnecke) wieder salonreif gemacht.
Auf den "Food Messen" der Welt überall trifft man auf sogenanntes "Future Food". Auch die Schnecke fällt unter diesen Begriff. Der Grund dafür ist, dass sie um 85% weniger Ressourcen benötigt als die gewöhnliche Fleischherstellung. Sie braucht nur einen Bruchteil der landwirtschaftlichen Fläche, der zu fütternden Nahrungsmittel und des Wassers, um die selbe Menge Muskelfleisch zu produzieren. Und das Ganze, ohne dabei die Treibhausgas produzierende Gülle abzusondern.
Das alles macht die Weinbergschnecke zu einer nicht nur schmackhaften und proteinreichen, sondern auch besonders - auf die Zukunft orientiert - wertvollen Nahrungsquelle.

Die Zeit ist reif für neue landwirtschaftliche Konzepte.

Wie kommt die Weinbergschnecke zu ihrem Namen?

Weinbergschnecken bevorzugen wie die Weinreben die kalkhaltigen Böden. Dort finden sie die optimalen Voraussetzungen für ihr gesundes Wachstum. Kalk wird von der Schnecke vor allem für das eigene Häuschen benötigt, um zu "expandieren" und um eventuelle Schäden zu reparieren. Aber auch für den Nachwuchs, also die Eiablage verwendet die Schnecke den Kalk. Wir betreiben hier in Tirol durch die hohe Lage und die kalten Winter zwar keinen Weinbau, aber Kalk gibt es zu Genüge. Der Wilde Kaiser gehört zu den nördlichen Kalkalpen und ist reich an dem kostbaren Mineral.